Werner von Siemens und der Pagelsche Fragebogen

Bei Recherchen zu Siemens & Halske in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz wurde der Autor in der Autographensammlung Darmstaedter nicht nur auf den „Nachlass 305 Werner v. Siemens", sondern auch auf einen Fragebogen aufmerksam, der von Werner von Siemens handschriftlich beantwortet wurde. Der Grund für die Beantwortung der „Fragen, um deren gefällige Beantwortung gebeten wird" war zunächst völlig unklar.

Die Transkription des Fragebogens konnte die handschriftliche Beantwortung auf die Zeitspanne zwischen 1877-1880 eingrenzen.
Weitere umfangreiche Recherchen führten in Zusammenarbeit mit der stellvertretenden Leiterin der Handschriftenabteilung, Frau Dr. Jutta Weber, jetzt zu folgendem Ergebnis:
Werner von Siemens erhielt diesen Fragebogen von dem Berliner Medizinhistoriker Prof. J.L. Pagel (1852-1912) zugeschickt. Pagel hatte als Autor einen großen Anteil an der Entstehung der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB). Die vorliegende Form des Fragebogens hat er auch anderen Gelehrten zukommen lassen, wobei die Mehrzahl davon Ärzte waren. Insgesamt sind von ihm 372 Kurzbiografien für die ADB nachweisbar. Zu Werner von Siemens hat er aber keinen Beitrag verfasst. Werner von Siemens wurde erst nach seinem Tod im Band 55 (1910) in einem familiengeschichtlichen Beitrag über die Familie Siemens aufgenommen. Dieser Artikel wurde von Karl Burhenne, einem ehemaligen Leiter des Siemens Archivs verfasst.
Die Pagelschen Fragebögen und weitere seiner Rechercheunterlagen sind später als Schenkung an die Königliche Preußische Bibliothek und somit in die Sammlung Darmstaedter gelangt.
Wissenschaftshistorisch von besonderem Interesse ist die Einschätzung von Werner von Siemens zu seiner wissenschaftlichen Disziplin. Hier nennt er nur kurz allgemein die Naturwissenschaften. (vgl. Antwort 6 auf dem Fragebogen).
Als Antwort auf die Frage „Welche Spezialität wissenschaftlicher Forschung cultivieren Sie besonders?" erscheint hier die „angewandte Elektrizität" (Antwort 7). Wissenschaftliche Entdeckungen und Erfindungen gibt er im Fragebogen leider nicht an, sondern verweist auf ein beiliegendes Verzeichnis, welches aber nicht in der Sammlung Darmstaedter nachweisbar war. Bei der letzten Frage konnte er „wenig bekannte Fachgenossen für die Aufnahme" empfehlen. Werner nennt hier seine Brüder Carl Wilhelm und Friedrich. Tatsächlich erhielt sein Bruder Wilhelm später auch einen Pagelschen Fragebogen, der auch in der Sammlung Darmstaedter vorhanden ist.

Quellennachweis:
Staatsbibliothek zu Berlin- Preußischer Kulturbesitz. Handschriftenabteilung:
Slg.Darmstaedter F2e 1867, Siemens, Werner von: Bl. 78r
Slg. Darmstaedter F1e 1856, Siemens, Karl Wilhelm: Bl.14

Autor: Dr. Reinhard Witzlau, Gransee